Aufeinander schauen – so das Motto des Pastoralbesuches
Im Rahmen der geplanten diözesanweiten Pastoralbesuche des Herrn Bischofs (früher: Bischofsvisitation) in allen Pfarreien finden diese im Zeitraum von November 2023 bis März 2024 in den 16 Pfarreien der Seelsorgeeinheit Brixen statt. Am Sonntag, 26. November war die Pfarrei Lüsen an der Reihe. Dieser Termin wurde von der Diözesanleitung ausgewählt – für uns ein Glücksfall, da an diesem Christkönigsonntag traditionsgemäß der Pfarrchor und die Musikkapelle ihre Patronin, die Hl. Cäcilia feiern. Dadurch war die Möglichkeit gegeben, am Tag des Bischofbesuchs einen besonders feierlichen Gottesdienst zu gestalten – mit Beteiligung vieler Vereine und Verbände, allen voran von Pfarrchor und Musikkapelle.
Ein Pastoralbesuch dient dem Herrn Bischof vor allem dazu, die Verbindung zu den einzelnen Pfarreien zu suchen und zu erhalten. Gleichzeitig erhält der Bischof einen Einblick in den allgemeinen oder auch speziellen Zustand einer Pfarrei, über deren Stärken oder auch Schwierigkeiten.
Wir habens erlebt: „Ein Bischof zum Anfassen“. Ganz wichtig ist ihm dabei die persönliche Begegnung und das Gespräch auf Augenhöhe mit den Gläubigen, den Verantwortlichen und den Mitarbeitenden. Bereits im Vorfeld des Besuches fanden Gesprächsrunden mit verschiedenen Gruppen statt, z.B. mit Pfarrgemeinderäten, Verwaltungsräten, Vereinsvorständen oder Bürgermeister/innen und Vertretern der öffentlichen Verwaltung.
Der Bischof wurde am Widumhof mit Gedicht aus Kindesmund gekonnt vorgetragen von Ella Hinteregger (Foto), einem landesüblichen Empfang der Schützenkompanie und der Musikkapelle (Foto) sowie einem „Schnapserl“ empfangen. Anschließend zogen alle Vereine in festlicher Manier in die Pfarrkirche ein.
28 Ministrantinnen und Ministranten begleiteten den Herrn Bischof über das Hauptportal zum Altar (Foto).
Die Pfarrgemeinderatspräsidentin Anna Hinteregger begrüßte in gekonnter Manier alle anwesenden Gläubigen und ruft auf, diese Hl. Messe und diesen Tag bewusst zu feiern und zu erleben.
Die Eucharistiefeier, zelebriert von Bischof Ivo Muser, Pfarrseelsorger Konrad Gasser und Bischofssekretär Michael Horrer (Foto) und musikalisch mitgestaltet vom Pfarrchor und Bläsern der Musikkapelle Lüsen gestaltete sich zu einem wahren Feuerwerk der Emotionen und Vollkommenheit der Stimmen und Klänge.
Der Bischof zeigte sich begeistert vom Zusammenwirken Vieler, das ein so schönes Fest entstehen lässt – sein Zitat: „hier bei Euch in Lüsen geht mir das Herz auf“.
In der Vorbereitung hat der Pfarrgemeinderat 3 Fragen an den Bischof erarbeitet, auf die er in einer Art Dialogpredigt einging. Daraus eine kurze Zusammenfassung:
„Der Mittelpunkt allen Handelns in der Kirche muss Jesus sein! Kirche ist nicht Jesus selber, er hat seine Kirche uns anvertraut – wir alle, die getauft sind, sind Kirche. Deshalb darf Kirche auch Fehler machen. Kirche muss nicht bequem sein oder den Menschen nach dem Mund reden. Sie ist der Wahrheit verpflichtet – und sie muss für den Menschen da sein.“
„Die Kirche ist kein starres Gebilde, sie hat sich in den 20 Jahrhunderten ihres Bestehens immer wieder gewandelt und geformt. Allein der Sonntag und seine Bedeutung als Mittelpunkt christlicher Glaubenspraxis hat sich in all der Zeit nicht verändert.“ Der Bischof warnt vor einer Verwässerung des Sonntags und lädt ein, darüber nachzudenken, was alles an Gemeinschaft, an Kultur verlorengeht, „dann zerbrechen auch Vereine und Gemeinschaften – ein Fest wie heute wäre nicht mehr denkbar“, so der Bischof.
Zum Thema Priestermangel – Priesterüberforderung meinte der Bischof: „Man muss die Tatsache sehen, dass die Priester mehr und mehr fehlen, und der Altersdurchschnitt mit 70 Jahren sehr hoch ist. Trotzdem haben wir in der Diözese noch ein hohes Angebot an Gottesdiensten, jedoch schwinden die Besucherzahlen stetig.“ Deshalb macht sich der Bischof mehr Sorgen über den Gläubigermangel als über den Priestermangel, denn „ohne Gläubige sind wir Priester überflüssig, nicht wir alleine sind Kirche, das sind wir nur im Verbund mit den Gläubigen“, sagte der Bischof.
Ein besonders stimmiges Element in der Liturgiefeier war die Gabenbereitung kombiniert mit den Fürbitten – vorbereitet von Barbara Lobis Ploner, die auch die Texte dazu verfasst hatte. Vertreter von kirchlich tätigen Vereinen, Kinder und Erwachsene, brachten die Gaben vom Mittelgang zum Volksaltar, wie sie der Bischof persönlich entgegennahm und auf den noch leeren Altar stellte. Dazu wurde je eine Fürbitte gebetet:
Brennende Kerzen: Symbol für Hoffnung und Glaube
Weihrauch: Symbol für Gegenwart Gottes
Blumen: Symbol für Lebensfreude und Musik
Brot: Symbol für Arbeit und Nahrung
Wein: Symbol für die Arbeit im Weinberg Gottes
Wasser: Symbol für Leben und Erhaltung des Lebensraumes
Kreuz: Symbol für Vergebung und Erlösung (Foto)
Frau Barbara Lobis Ploner hatte in den vergangenen Monaten die Ausbildung als Wortgottesleiterin absolviert und erfolgreich abgeschlossen.
Am Ende des Hochamtes erfolgte daher ihre offizielle Beauftragung zur Ausübung dieser für unsere Pfarrei sehr wichtige Aufgabe. Somit konnte Ihr Bischof Ivo Muser persönlich in diesem feierlichen Rahmen die Ernennungsurkunde und das Liturgiekleid überreichen.
Im Anschluss verlieh der Pfarrchor im Rahmen des Cäcilienfestes die Ehrungen an jene Mitglieder in seinen Reihen, welche sich in ihrem ehrenamtlichen Einsatz zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen über Jahrzente eingebracht haben. Hier stellvertretend genannt werden Helga Töll Kaser mit 50 Jahren und Johann Kaneider mit schier unglaublichen 60 Jahren treuer Mitgliedschaft im Dienst an der Gemeinschaft. Die Ehrungen wurden vom Obmann des Südtiroler Verbandes der Kirchenmusik Heinrich Walder und dem Obmann des Pfarrchores Armin Hinteregger unter großem Applaus des Bischofs und der gesamten Festgemeinschaft überreicht.
Mit dem gemeinsam gesungenen „Großer Gott, wir loben dich“ und dem Segen fand die äußerst festliche Messfeier ihren Abschluss. Nach einem gemeinsamen Auszug aus der Kirche zum Widumplatz, wo der Pfarrgemeinderat einen Umtrunk mit allerlei gespendeten Köstlichkeiten vorbereitet hatte, wurde dort die Feier fortgesetzt. Frau Bürgermeisterin Carmen Plaseller begrüßte den Herrn Bischof und alle Gäste im Namen der politischen Gemeinde und der ganzen Bevölkerung. In der bewegenden und herzlichen Ansprache drückte sie ihre Freude über den Besuch aus, und hob die guten Verbindungen der Gemeinde Lüsen zur Hofburg in Brixen hervor – war doch Bischof Josef Gargitter einer der Vorgänger des heutigen Bischofs ein Lüsner. Dieser war sogar für einige Zeit auch Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde.
Zahlreiche Lüsnerinnen und Lüsner nutzten die Gelegenheit mit dem hohen Gast auf Tuchfühlung zu gehen und mit ihm und natürlich untereinander gemütlich zu ratschen. Pfarrchor und Musikkapelle luden anschließend zu ihrer gemeinsamen Cäcilienfeier mit einem köstlichen Mittagessen und gemütlichen Beisammensein in den Gemeindesaal ein. Ein führendes Vereinsvorstandmitglied brachte die allgemeine Stimmung bei dem Fest auf den Punkt mit dem Zitat: „Wer heute nicht dabei sein konnte oder wollte, hat ganz einfach etwas Tolles versäumt“.
Einmal mehr haben die Lüsner Vereine gezeigt, wie Zusammenarbeit geht, und was daraus für tolle Gemeinschaft entstehen kann. Der Pfarrgemeinderat freut sich sehr darüber dankt ganz herzlich allen Mitgliedern und den Vorständen der Vereine und Gruppen sowie allen, die mitgewirkt haben und dabei waren. Allein die Anwesenheit ist Zeugnis und Verkündigung. Der Name „Gott“ in der Bibel wird übersetzt als „ich bin da“. Der Name des Christen könnte dementsprechend heißen „ich bin dabei“.