Geschichte

Geschichte der Pfarrkirche St. Georg

(St. Georg, Patron der Ritter, Landespatron Tirols vom 13. Jh. bis 1772)
Geschichte in Kurzfassung – Quelle: Pfarrchronik

 

995 Der hl. Bischof Albuin, gest. in Brixen 1006, (Skulptur rechts auf dem Hoch­altar) weilte in jenem Jahre öfters in Lüsen (seit 893 Eigentum der Diözese), nahm dort Schenkungen und Dienstleute entgegen, stellte Urkunden aus, so daß ihn mehrere Pfarrer für den ersten Seelsorger von Lüsen (de Lusina) hielten.

1147 Nennung des ersten Pfarrers: „Henrici sacerdotis illis temporibus Lusune“ Anfang des 14. Ih‘ s: Taufbecken der romanischen Pfarrkirche 1374 / 1391 Nennung der „Jörgen Pfarrkhirchen“ in einer Urkunde

1391 Stiftung des ewigen Lichtes: „zu sant Georgen Pfarrkirchen daselbs in Lüsen zu einem ewigen liecht für gots leichnam“

1414 „Hofstatt und gartn gelegen in Lisn in dorf bey St. jörgen Chirchn“

1415 Einweihung der drei Altäre durch Bischof Konrad von Augsburg

1446 „Sand Jörgen“ mit den zwei Kirchen St. Nikolaus und St. Kilian erwähnt

1470 Neubau der Pfarrkirche: aus Geldmangel steht der Turm 1472 halbfertig da. Um 1480 erhielt Lüsen ein großes Kruzifix, das heute noch in der Kirche hängt.

1483 Neue Weihe für den „Rosari-Altar“ auf der linken Seite der Kirche

1490 Lüsen ließ bei „Christoffer aurifaber“ eine 72 cm hohe got. Monstranz machen. Dazu verwendet wurde das Silbergeschmeid der Anna Stuckin (+1412), Erbin von Schloß Gravetsch zu Villanders, Hausfrau von Nicolaus Stempfl in Lüsen.

1502 Weihe der got. Pfarrkirche: Am Sonntag vor Kreuzerhöhung weihte Bischof Konrad Reichart die Pfarrkirche zum hl. Georg von Lüsen.

1542 wurde die Turmuhr gemacht ( 1603, 1659, 1675, 1721, 1742 erneuert).

1559 wurde für Lüsen eine Glocke gegossen, genannt „die Alte“

1567 wurde für Lüsen eine große Glocke gegossen, die bis 1884 läutete.

1594 : 6 Choralbücher für die Cantoren (Vorsinger) wurden angekauft.

1602 Bischöfl. Visitation in Lüsen: Die Zahl der Kommunikanten wurde mit „beyläufig 750″ angegben.

1603 wurde der Kirchturm neu gedeckt (13.000 Schindeln)

1603 – 1788 gehörte die Pfarre Lüsen zum Dekanat Stilfes bei Sterzing (vorher und nachher zum Dekanat Albeins)

1616 wurde für Lüsen eine „mittlere“ Glocke gegossen.

1619 Erneuerung des Kirchendaches

1650 /57 wurde der got. Hochaltar durch einen neuen ersetzt. Die Statuen des hl. Georg und andere wurden von Dominikus Ortner in Klausen geschnitzt. (Während die Schnitzwerke von Kilian, Nikolaus und zwei Engel sich noch im Widum befinden, ist die Statue des hl. Georg unauffindbar).

1670 Erneuerung des Kirchendaches der Kirche mit 143 Sitzplätzen

(18.000 Schindeln).

1683 wurde der „Rosari-Altar“ erneut eingeweiht.

1696 wurden die Kugeln vergoldet und der Turm neu gedeckt.

Wappen am Turm : (Richterwappen mit Krone, Siegelwappen ohne) Fürstbischof Johann Franz Graf Khuen, St. Georg Lüsen, Söll von Aich­berg, Hiltprandt von Reinegg, Sigmund (Gerichtsschreiber), Sinebell (Pfarrer); Weißes Rößl (Unterwirt?), Vischnaller (Großplon), Veßmayr zu Weyerburg, Teutenhofer, Waldauf zu Waldenstein (Pfarrer)

1704 goß Georg Grassmair eine Glocke für die Pfarre Lüsen

Um 1720 malte Johann Kössler aus Brixen das Bild des hl. Christophorus an die Kirchenfassade.

1723 Die Orgel mit vier Register von Joseph Anton Richter wurde 1722 von Joseph Flenger, Tulper, gestiftet.

1760 wurde der Turm wiederum neu gedeckt.

1773/75 Die im got. Baustil (hoch, spitz u. dunkel) errichtete Pfarrkirche wurde auf 351 Sitzplätze erweitert und barockisiert. Die Fenster wurden gerundet, hell gemacht, der Innenraum mit Stukkatur und Bilder von Johann Mitterwurzer geschmückt.

1780 – 1811 Pfarrer Anton Kuen aus Längenfeld im Ötztal wirkte in Lüsen

1792 wurde die Orgel repariert

1810, am 12. November, wurde das Dekanat Brixen errichtet.

1811 wurde die Pfarre Lüsen dem neuerrichteten Dekanat Brixen zugeteilt 1812/14 wurde die Sakristei neu gebaut

1816 Der Orgelmacher Josef Luser drehte die Richter-Orgel der Pfarrkirche um, fügte das Rückpositiv der Orgel von St. Kilian hinzu und stimmte die Orgel vom Cornetton auf den Chorton herab, damit die Musikanten ihre Instrumente besser sollten gebrauchen können.

1817 Weihe der drei neuen Altäre, errichtet von Michael Angatter aus Prags, durch Fb. Karl Franz Lodron: Hochaltar mit Bild des hl. Georg (Ritter auf aufbäumenden Pferd) von Joseph Schelzki aus Bozen und den Skulpturen der Bischöfe der Diözese St. Ingenuin (+ 605 auf Säben) und St. Albuin (+ 1006 in Brixen); Seitenaltäre mit Bild der hl. Rosenkranzkönigin (links) und Bild des hl. Sebastian (rechts) gemalt von Georg Kachler in St. Georgen, sowie der darüber liegenden Medaillons mit hl. Mutter Anna und hl. Josef von Joseph Renzler aus St. Lorenzen.

1818 Die Orgel wurde in einigen Stücken repariert

1845 wurden eine zweite und eine dritte Glocke im Geläute eingefügt.

1874 Kirchenrestaurierung (neuer Boden, neuer Anstrich)

1878 wurde der Turm neu gedeckt, Orgel und Kirche wurden repariert.

1882 Visitation: Schützen und Musikkapelle empfingen den Bischof am Moarhof.

1885 Anton Clara aus Campill fertigte einen neuen Glockenstuhl für die fünf neuen Glocken, gegossen bei Carol Chiappani in Trient.

1895 Sänger und Orgel in der oberen Sakristei: Lehrer Johann Schneider brachte die Feldmusik bzw. Blechmusik mit Sänger auf den Chor.

1900 Am „Hohen Frauentag“ wurden die Schützenfahne und zwei Prozessionsfahnen gesegnet.

1907 wurden die Gemälde der Kirche gereinigt.

1909 Die alte Richter-Orgel wurde nach St. Kilian gebracht; die Pfarrkirche erhielt eine neue Orgel von Reinisch in Steinach mit 14 Register.

1913 Das Ehepaar Margareth und Franz Hofer, Rößlwirt in Lüsen, stifteten die Fenster im Altarraum.

1917 Abnahme der zwei großen Glocken für Kriegszwecke; ein Jahr später wurden die drei anderen Glocken abgeliefert. Im Turm verblieben die Sterbeglocke und eine Glocke von St. Kilian.

1921, 10. Oktober, am Abend des Rosarimarktes , Großbrand in Lüsen: Nach 14 Häusern brannte auch der Kirchturm. Die zwei im Turm verbliebenen Glocken fielen herab und schmolzen, die brennenden Turmbalken stürzten auf das Kirchendach, so daß am nächsten Tag das Gewölbe einstürzte.

1922, 10. April, Beginn des Kirchenbaues mit Verlängerung der Kirche auf 520 Sitzplätze nach Plänen von Alois Oberhauser (Brixen) unter Baumeister Leo Neuhuber (Klausen) und Zimmermann Tschenett aus Stilfs (Vinschgau). Die Turmhaube zimmerte Conrater von St. Martin. Die Bänke fertigte Franz Sigmund von Milland, die Kanzel mit Darstellung der Kirchenväter schuf Graffonara aus Brixen. Neuweihe der -Kirche durch Fürstbischof Johannes Raffl.

1923 wurde die fast neue Mair-Orgel aus Feldkirch, aufgestellt in Onach, mit Ochsen über die Alm herüber gebracht und auf der oberen Empore aufgestellt.

In Seregno bei Mailand wurden für Lüsen sechs Kirchenglocken gegossen:
Maria Michaela, Ton C, 1936 kg: „Deum laudo, festa glorifico, corda elevo, aeterna nuntio.“ – Ich lobe Gott, verherrliche die Feste, erhebe die Herzen, künde Ewiges
Georgius Nicolaus, Ton D, 1257 kg: „Sanctificantes voco, sanctifi­candos congrego, sanctificatos benedico“ – Ich rufe die Heiligen an, die nach Heiligkeit Strebenden sammle ich, die Geheiligten nenne ich selig
Margarita Maria, Ton e, 818 kg: „Ave Maria cano, gratia plena, benedictus fructus ventris tui“ – Ave Maria singe ich, voll der Gnade, gebenedeit ist die Frucht deines Leibes
Kilianus Sebastianus, Ton g, 436 kg,: Congrego populum Dei bibere coelesta ex fontibus Salvatoris“ – Ich sammle das Volk Gottes, um Himmlisches zu trinken aus den Quellen des Retters
Johannes Paulus, Ton A, 187 kg: „A fulgure et tempestate libera nos Domine Jesu Christe. A fame, peste e bello libera nos Domine Jesu Christe“ – Von Blitz und Ungewitter erlöse uns, Herr Jesus Christus. Von Hunger, Pest und Krieg erlöse uns, Herr Jesus Christus.
Josephus Barbara, 97 kg: „Requiem aeternam“ – Gib ihnen die ewige Ruhe (Sterbeglocke)

1927 Joh. Bapt. Oberkofler, Priester aus St. Johann im Ahrntal, schmückte die Pfarrkirche mit Fresken (Deckenfresko: „Das Jüngste Gericht“) und malte Bilder für den Kreuzweg. Die Kirche erhielt neue Fenster der Fa. Strobl (Brixen), bezahlt von Stiftern, vom Pfarrer und vom Kirchenmaler.

1954 kaufte Pfarrer Hermann Mair Messingleuchter für die Festtage.

1957 am Sebastiantag (20. Jänner) schlüpfte die zweitgrößte Glocke aus und fiel mit fürchterlichem Krach zu Boden. Nichts ist passiert, nur Sachschaden ist entstanden.

1958 Kirchenrenovierung: Die Stukkaturen schuf die Fa. Sadi (Vicenza), die geschlossenen Beichtstühle machte Josef Grünfelder (Lüsen).

Der greise Kirchenmaler Joh. Oberkofler wurde gebeten, die Fresken zu erneuern. Er malte vier neue Deckengemälde zum Marianischen Jahr. Die Kirchweihe nahm Dr. Joseph Gargitter vor. Er war ein gebürtiger Lüsner und wurde 1952 Bischof von Brixen.

1960 Joh. Bapt. Oberkofler malte ein neues Bild des hl. Georg für den Hochaltar. 1962 Elektrifizierung des Geläutes, ausgeführt von der Fa. Sachs aus Salzburg.

1971 wurden eine Lautsprecheranlage und eine Heißluft – Kirchenheizung gebaut. Die Bauern wurden gebeten, auf ihre Hofstühle zu verzichten.

1976 wurde die obere Empore der Kirche entfernt. Johann Pirchner aus Steinach baute eine neue Orgel mit 13 Register und 968 Pfeifen.

1985 Graßmair in Innsbruck goß die Josef – Freinademetz – Glocke, 492 kg, Ton a/1, für die Pfarrkirche in Lüsen mit dem Spruch: „Die einzige Sprache, die alle verstehen, ist die Liebe“ Fa. Steiner aus Lana erneuerte den Glockenstuhl. Auch die Turmuhr wurde erneuert; 1987 wurde sie wieder im alten Stil bemalt.

1992/93 Kirchenrenovierung und Altarweihe zum Jubiläum „1100 Jahre Lüsen“: Josef Fischnaller (Lüsen) verlegte Elektroleitungen und Alarmanlage, Wegleiter (Lana) die Lautsprecheranlage. Maurerarbeiten wurden von Alois Oberhauser (Lüsen) ausgeführt. Fa. Bernardi (Brixen) verlegte den Fußboden in „Verona u. Botticino“, legte Marmorstufen vor dem Altarraum und schuf den neuen Volksaltar samt Ambo aus „Möltener Sandstein“. Fa. Wolf aus Lana baute die Elektroheizung. Johann und Herbert Peskoller (Bruneck) reinigten die Fresken, Bilder und Altäre und malten die Kirche neu aus. Johann Peskoller schuf Skizzen zur Schöpfungsge­schichte und zu den Sakramenten und malte die Bilder „al secco“ in die Fensterkappen. Die 1989 in Petschied gestohlenen und 1991 zurückge­kehrten Statuen von Petschied aus den Jahren 1490 und 1883 erhielten links über der Sakristei einen Ehrenplatz. Die Fa. Seyr (Bruneck) isolierte und besserte die Kirchenfenster aus. Frau Ursula Huber Peer (Tramin) schuf auf der Empore für die noch weißen Fenster farbenfrohe Glas­malerei (Glaube, Hoffnung, Liebe). Die Fa. Pikon (Franzensfeste) lieferte die Beleuchtungskörper.

1995 wurde die Männerfahne erneuert und zu Fronleichnam gesegnet; später wurden noch andere Prozessionsfahnen erneuert.

1997 wurde das Denkmal für Lüsens großen Sohn (*1917, +1991) und Ehrenbürger Bischof Dr. Joseph Gargitter, geschaffen von Walter Kuenz aus Martell, am rechten Seitenaltar aufgestellt und gesegnet.

2002 Neueindeckung des Kirchendaches durch die Fa. Karl Holzner aus Tisens; Dachdecker Ernst Parth aus Tscherms führte mit seinen Gesellen den Anstrich des Turmdaches aus.

2003, am 09. März, Pastoralbesuch des Bischofs der Diözese Bozen-Brixen Dr. Wilhelm Egger

2004 wurden die „Hl. drei Könige“ von Peskoller in Bruneck für die „Oberkofler­Krippe“ des Hochaltares gemalt und zum 6. Jänner 2005 erstmals aufgestellt.

 

Der Chronist: Detomaso Paul